Aufzeichnungen aus dem Jahre 1622 belegen,dass hier in Barnstorf der Johann Huntemüller den Bürgern zu Barnstorf erlaubte in der Hunte hinauf Körbe zu setzen und mit Handwarden, Stecknetzen und dergleichen zu fischen. Auch was den damaligen Aalfang betraf, hatte er keine Einwände. Weiteren Aufzeichnungen zu folge war Postverwalter Lüning aus Diepholz bereits weit vor 1844 Pächter der Hunte und Aue, sowie des Großen Meeres ( früher Holtzmeer ). Er bezahlte dafür jährlich Pacht, 2 Reichstaler, 6 Grote und 10 Pfennig. Regelmäßige Verpachtungen gab es seit 1879. Pächter waren meist Privatpersonen, die aber kaum in der Lage waren, alle Gewässer zu nutzen. Der damalige hohe Pachtzins für das Große Meer lag 1822 bei 1 Taler und 1 Guthegroschen pro Jahr und musste für die Jahre 1815 – 1818 sogar gerichtlich angemahnt werden. Die hohe Arbeitslosigkeit und der Pachtzins führten dazu, dass viel Fischwilderei betrieben wurde mit Netzen, Reusen oder gar mit Karbid. Um dem Unwesen ein Ende zu machen, wurden vom damaligen Verpächter Auflagen gestellt, die letztlich zur Gründung eines Fischereivereins am 7.2.27 führten. 


Das Sitzungsprotokoll vom Gründungstag lautet:

Zwecks Pachtung der Fischerei wurde vereinbart: Die Unterzeichner verpflichten sich, an der Verpachtung der Hunte Teilstrecke oberhalb Walsen – Rödenbeck bis Rechterner Brücke mit einer Summe bis zu 10 Reichsmark pro Jahr zu beteiligen. Jeder Unterzeichnete, der den aus der Pachtung entstandenen Anteil bezahlt hat, ist berechtigt, mit sämtlichen gesetzlich erlaubten Geräten zu fischen. Mitglieder, welche ungesetzlich fischen, verlieren die Mitgliedschaft. Unterzeichnete erteilen hiermit dem Kaufmann Herrn Karl Sunder die Genehmigung der Pachtung bis zu einer Garantiesumme, die sich durch die Unterzeichnung ergibt. Zahlung des Pachtbeitrages hat 14 Tage vor Fälligkeit zu erfolgen und wird alljährlich erhoben. 

Barnstorf, den 7. Februar 1927. 


Im weiteren waren die Mitglieder damit beschäftigt, eine Satzung zu erstellen, die bereits im März 1927, also knapp einen Monat später vom Domänenrentamt in Nienburg angemahnt wurde. Am 10. Oktober 1927 ist dann auf dem Gerichtstag in Barnstorf die fertige Satzung vom Vorstand unterschrieben und am 9. November in das Vereinsregister eingetragen worden. Es folgten Anpachtungen der Aue und der Hunte bis zum Einfluss der Wätering in die Hunte und zur Grenze des damaligen Kreises Syke. Die Fischereiberechtigungen innerhalb dieser Pachtstrecken waren vielfach sehr unklar und zur Klärung musste schon damals ein Regulierungsverfahren eingeleitet.

Der FV Barnstorf war berechtigt 50 Erlaubnisscheine an Mitglieder auszugeben. Den Gewässeranliegern war es erlaubt, vom Ufer aus zu fischen. Der damalige erste Vorsitzende – Karl Sunder – leitete die regelmäßigen Hauptversammlungen des Vereines und in den Protokollen aus der Gründerzeit sind sehr aufschlussreiche Geschichten zu lesen. So gab es bereits 2 Jahre später, 1929 die ersten größeren Streitigkeiten um Fischereiberechtigung, Uferbetretungsrechte, anstauen des Wasser zu bestimmten Zeiten zwischen dem Verein, den Anliegern, dem Domänenrentamt Nienburg und dem Kreisausschuss. Ein erstes bekannt gewordenes Fischsterben ist ebenfalls vermerkt. Auf Wiesen an der Aue liegendes Heu war zur Gärung gekommen. Das danach von den Wiesen abfließende Wasser hatte, so vermutete man, das Fischsterben verursacht. 

1930 riet der Oberfischermeister der Provinz Hannover Dr. Schirmens keine Zander und Karpfen auszusetzen, dafür lieber 20.000 Stk Jungaale zum Preis von 20 Reichsmark plus 2,30 Reichsmark für Porto. 

Im Jahre 1931 wurde eine offizielle Beschwerde beim Landratsamt eingelegt, damit die Landjäger sich verstärkt um die Schwarzfischerei kümmern sollten. 1932, so geht aus einem Zeitungsbericht hervor, wurde in Colnrade ein weiterer Fischereiverein gegründet, weil sich Hunteanlieger darüber beschwerten das immer mehr Wildfischer sogar mit Sprengkörpern der Fischerei nachgehen. Die hohe Arbeitslosigkeit sollte daran schuld sein. Im Jahre 1935 wurde der Verein aufgefordert in den Gau Oldenburg – Bremen des Reichsverbandes Deutscher Sportfischer einzutreten, was man bis zum Jahre 1936 noch abwenden konnte. Im Mai 1936 wurde dann vom Reichsverbandsvorsitzenden Konken der Vorsitzender Karl Sunder als Vereinsführer bestimmt. 

Ab diesem Jahr liegen keine Protokolle mehr vor, jeder weiß, was danach für eine fürchterliche Zeit mit Not, Verzweifelung, Hunger und Tot begann. Es wurde aber weiter Gefischt, man brauchte den Fisch als Nahrungsergänzung oder generell als Nahrungsgrundlage Im Februar 1951 wurde wieder ein Jahreshauptversammlung durchgeführt. Karl Sunder legte aus gesundheitlichen- und Altersgründen sein Amt nieder und Willi Wesseloh wurde neuer 1. Vorsitzender. Die Pacht für unsere Fischereigewässer wurde vom Domänenrentamt Osnabrück gleich um satte 100 % erhöht. Im Jahre 1961 wurde eine eigenständige Jugendgruppe gegründet. Erster Jugendgruppenleiter wurde Heinz-Ludwig Sammann. Heute ist er Ehrenmitglied im Verein. Willi Wesseloh gab sein Amt als 1. Vors. ab und Fritz Gerke wurde neuer Vorsitzender. 1963 gelang es ihm dann, das bis dato von Bielefelder Anglern befischte Große Meer zu pachten. Es wurden Vereinsboote gekauft und den Vereinsmitgliedern zur Verfügung gestellt.

1965 wurde es für die Angler zur Pflicht die Fischereiprüfung abzulegen, wenn sie Mitglied eines Fischereivereins waren oder werden wollte. Es wurden Lehrgänge hier in Barnstorf durchgeführt um unseren Vereinsmitgliedern die Gesetzesvorlagen zu erläutern und sie geschult auszubilden. Auch heute ist das noch so. Unserem Sportfreund Heinrich Scharfscheer gelang es 1965 sich für die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften in Lübeck zu qualifizieren. 

1970 schaffte Jungangler Heino Scharfscheer Landesverbands-Jugendmeister von Niedersachsen zu werden und wurde im gleich Jahr 14. bei den Deutschen Meisterschaften in Itzehoe. Heino hatte halt viel vom Vater gelernt. Im Jahre 1973 verstirbt Fritz Gerke und auf der Jahreshauptversammlung im Januar 1974 wird Willi Gerding zum neuen Vorsitzenden gewählt. 1977 feiert man im Hotel Stukering das 50 jährige Vereinsjubiläum mit Abordnung von Vereinen, Verbänden und Verwaltungen. Höhepunkt in diesem Jahr war ein zünftiger Anglerball mit Vereinsmitgliedern, Barnstorfer Bürgern sowie vielen Vereinsabordnungen. 

Willi Gerding gelang es dann im Jahre 1980 die Walsener Teiche von der Samtgemeinde Barnstorf anzupachten. Durch Vereinbarungen und Gründung der Huntebesatzgemeinschaft 2 ist es unseren Vereinsmitgliedern möglich geworden, fast die gesamt Hunte vom Dümmerrandkanal Lohhausen bis zur Markonah zu befischen. Das hat auch heute noch seine Gültigkeit und das ist auch gut so. So wurde das Angebot an guten Fischereigewässern um ein vielfaches verbessert. Seiner Zeit sehr beliebt war ein Jugendzeltlager an den Walsener Teichen mit Jugendlichen auch aus auswärtigen Vereinen. Unsere Barnstorfer Jugendgruppe hatte so die Möglichkeit Erfahrungen im Angeln auszutauschen und neue Freunde zu finden. Denn wo findet man schneller Freunde als in einem Verein. Jugendgruppenleiter zur damaligen Zeit war übrigens Wilhelm Kleine. 1983 wurden aus Uferbetretungsgründen bei einem eventuellen Fischsterben sämtliche Bäche und Gräben in der Gemeinde Barnstorf und Eydelstedt angepachtet. Diese Pachtverträge bestehen immer noch Im selben Jahr wird ein Teich in Aldorf auf Kosten des Vereines umgebaut. Pachtzins ist nicht zu entrichten. 1986 tritt Willi Gerding als 1. Vorsitzender zurück und Fredhelm Bufe übernimmt das Amt. 

1990 feierte Barnstorf seine 1100 jährige Geschichte. Selbstverständlich nahmen wir mit einem Festwagen am Umzug teil. Im Rahmen der Festwoche richteten wir die Niedersachsenmeisterschaft im Casting aus. Casting ist eine nicht so bekannte Sportart. Kleine Gewichte werden an einer Wurfangel befestigt und auf eine am Boden liegenden Zielscheibe geworfen. Seit mehr als 20 Jahren beherrschen Deutsche Sportler das Geschehen in dieser Sportart und stellen ständig Europa- und Weltmeister. Der amtierende Weltmeister aus Leer war hier in Barnstorf und fand im Sunderingstation hervorragende Bedingungen vor. 

Im Jahre 1990 wurde auch der schwerste Fisch in der Vereinsgeschichte gefangen. Ein Hecht von 1,21 m Länge bei einem Gewicht von 25 Pfund. Das Große Meer hatte im September 1996 durch die lang anhaltende Trockenheit einen besorgniserregenden Wasserstand von knapp einen Meter. Unsere Boote an der Steganlage lagen auf dem Trockenen und die Fische waren auf einen stark verkleinerten Freiwasserbereich mit nur geringem Pflanzenbestand angewiesen. Es drohte ein Fischsterben von nie gekannten Ausmaßen, aber die Natur half sich selbst. 

1998 wird ein Mitglied, Heino Scharfscheer, inzwischen ist er Erwachsen geworden, Deutscher Meister im Sportfischen und qualifizierte sich für die Europameisterschaften. Fredhelm Bufe, zwischenzeitlich auch noch Bezirksleiter geworden, legt sein Amt als 1. Vorsitzender nieder. Nachfolger wird Rainer Wünschmann

1999 hatten wir ein großes Aalsterben im Großen Meer. Mehrere Hundert Armdicke Aale sind an Sauerstoffmangel verendet. In diesem Jahr feiern wir nun unser 75 jähriges Bestehen. 75 Jahre mussten wir mit Bestimmungen, Gesetzen, Verordnungen usw. leben.

Das, wo mit wir aufgefallen sind ist, das wir nicht aufgefallen sind !

 Fischereiverein Barnstorf e.V.

2. März 2002